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Wir waren zu spät dran, selber schuld!
Mit was? Mit der Suche nach einem Stellplatz in Immenstadt, um am Gasshuku in Deutschland teilzunehmen.
Ich hatte am Telefon der netten Dame des Campingplatzes in Immenstadt gegenüber noch nicht einmal meinen Satz zu Ende sprechen können, da konfrontierte diese mich auch schon knallhart mit der bitteren Wahrheit: “Wir sind voll, alles ausgebucht”.
Umfragen ergaben dann, dass in 10 bis 15km Entfernung noch Unterkünfte frei wären.
Nein Danke!
Wie soll da Gasshuku funktionieren?
Wir (Karin und ich) haben uns kurz beraten, dann stand Plan B fest: Karin bucht ihren Urlaub um (das war zum Glück möglich) und wir fahren dieses Jahr nicht zusammen nach Immenstadt, sondern nach Spořice in Tschechien.
Vom letzten Mal war mir noch in Erinnerung, dass vor der Sporthalle genügend Wiese für die wenigen Camper zu Verfügung steht, deshalb ließen wir es ganz entspannt angehen und planten die Fahrt so, dass wir am frühen Nachmittag des Dienstages in Spořice ankamen, so hatten wir genügend Zeit die Eintrittskarten zu kaufen und uns mit der Umgebung vertraut zu machen.
Wer kommt denn da?
Aha, Patrick aus Saarbrücken, ihn kennen wir vom Osterlehrgang her.
Leider bestätigte sich später die Tatsache, dass diesmal Takahashi (Yuko) Sensei nicht mit dabei war, das Trainer - Team bestand aus:
Naka (Tatsuya) Sensei,
Okuma (Koichiro) Sensi,
Meister Karel Strnad - chairman of Czech association of karate JKA
sowie Meister Richard Ružička.
Der erste Tag
Das erste Training des diesjährigen Gasshukus wurde von Strnad Sensei bestritten, er führte uns in spezifische Feinheiten der Kata Gankaku ein, für meine Begriffe ein sehr gelungener Start, ist Gankaku doch meine Lieblings-Kata.
Die anschließende Pause nutzten wir, um das nahegelegene Freibad zu inspizieren. Doch, das wäre schon etwas, um sich nach dem Training etwas abzukühlen, und wie sich später zeigte, waren wir nicht die Einzigen, die auf diesen Gedanken kamen, allerdings konnten wir diesen Wunsch nicht umsetzen, denn Badeklamotten standen nicht auf der Packliste. Schade.
Den Rest des Tages beherrschte Naka Sensei.
In der zweiten Trainingseinheit widmete er sich der Bunkai der Kata Heian Nidan, in der Dritten lernten wir Anwendungen zur Kata Heian Sandan.
Als Besonderheit, zum warm werden sozusagen, durften wir die Kata drei mal direkt hintereinander machen (die erste Technik der Kata folgte unmittelbar nach der letzten Technik der Kata), die erste Wiederholung aber in die entgegengesetzte Richtung, wenn man so will also links, rechts und wieder links, dadurch ergab sich eine drei mal so lange Kata. Das muss ich mir merken.
Als Bunkai zeigte uns Naka Sensei bei beiden Kata zu bestimmten Techniken 4 verschiedene Varianten, jede folgte dem Schema: der Angreifer führte 3 Angriffe aus (3 aufeinander folgende Techniken der Kata), der Verteidiger blockte oder wich aus und konterte nach dem dritten Angriff.
Nach dem letzten Training und einer angemessenen Pause, radelten wir in die nahegelegene Stadt Komotau, in einen Supermarkt der Superlative. Alles wirklich Wichtige (z.B. tschechisches Bier) gab es in allen Variationen und im Überfluss, und das Ganze auch noch sehr preisgünstig.
Die Nacht dagegen war weniger schön. Unser Stromkabel reichte von der Halle gerade bis an den Anfang der Camperwiese, und da es kein zweites Wohnmobil oder Wohnwagen-Gespann gab, war eine Verlängerung nicht möglich.
Dieser Umstand, gepaart mit einem herrlichen Wetter und warmen Nächten sowie der Terrasse des Restaurants in der Nähe, war eine unglückliche Konstellation. Ich habe Verständnis für geselliges Beisammensein, aber muß es denn bis 3 Uhr morgens sein? Und das Schlimmste dabei war das Gelalle und Gelächter, schlafen ging da nur noch mit Ohrstöpseln.
Der zweite Tag
Nicht wirklich ausgeschlafen nahmen wir den zweiten Tag in Angriff.
Bei Naka Sensei
lernten wir Feinheiten zur Kata Kanku Sho, danach bei Okuma Sensei zur Kata Bassai Dai und in der nächsten Trainingsstunde zur Kata Jion.
Ein besonderes Erlebnis dabei war, wie Okuma Sensei die Bassai Dai vorführte, ja, so muss sie wohl sein. Seine Darbietung strahlte eine solche Aggressivität aus, dass man die Mauern tatsächlich einstürzen sah.
Solche Bilder im Kopf als Leitbilder helfen mir in dem Bestreben, die Kata selbst ausdrucksstärker zu gestalten.
Der dritte Tag
In der letzten Nacht dauerte das Gegröle bis um 03:30 Uhr, der Trainingseffekt war leider auch hier festzustellen.
Entsprechend schlecht gelaunt begann für mich der dritte Tag des Gasshuku.
An diesem Tag hatten wir drei verschiedene Trainer.
Es begann mit Okuma Sensei, der uns interessante Bunkai zur Kata Chinte beibrachte.
Darauf folgte Naka Sensei mit der Heian Jondan, ebenfalls im 3er Pack, zusätzlich hatte er interessante Mawashi Geri - Partnerübungen auf seinem Trainingsplan.
Zum Ausklang des Tages durften wir uns bei Ružička Sensei an der Essenz des Karates abmühen, dem richtigen Einsatz der Hüfte. Wir übten in verschiedenen Techniken, die eine Körperdrehung beinhalteten, die Hüfte möglichst spät einzusetzen, um so deren Drehimpuls wirkungsvoll zu nutzen.
Der Rest des Abends war geprägt von Versorgungsarbeiten am Womo,
dem WM Spiel Deutschland gegen Frankreich und dem Ärger in der Nacht mit den - gelinde gesagt - Betrunkenen.
Der vierte Tag
Dieser Tag begann mit Ružička Sensei und der Kata Sochin, im Anschluß daran lehrte uns Okuma Sensei die Kanku Dai.
Und damit endete dann leider Gasshuku 2014 für uns, drei Nächte nicht wirklich geschlafen brachten uns auf die Idee, am letzten der heutigen Trainings nicht mehr teilzunehmen, und am letzten Tag würden wir ebenfalls nur eine Trainingseinheit versäumen. Dafür könnten wir noch heute Abend, zu vernünftigen Zeiten zu Hause sein, und Karin könnte sich am Sonntag auf die kommende Arbeitswoche vorbereiten.
Wir verabschiedeten uns bei Richard und baten ihn, bei solchen Veranstaltungen eine gewisse Nachtruhe sicher zu stellen, feiern ist ja schön und gehört dazu, aber nicht jede Nacht bis in die Morgenstunden, ohne Rücksicht auf andere Karateka.
So ist mein Fazit diesmal zwiespältig.
Das Training als solches war wirklich sehr gut und hält den Wunsch in mir wach, auch nächstes Jahr wieder zum Gasshuku nach Tschechien zu reisen. Aber an der Organisation bleibt doch noch manches zu tun, das nächste mal werde ich auf jeden Fall eine zweite Kabeltrommel mitnehmen.
Oss!
Günther