Trainerlehrgang

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Nachwuchstrainer-Lehrgang in Koblenz

15.02.2014  bis  01.11.2014

 

Prolog

Es liegt schon einige Zeit zurück, da vertraute Thomas mir an, dass er an einem Lehrgang der besonderen Art teilnehme:
Der Ausbildung zum Nachwuchstrainer.

Seitdem geisterte der Gedanke, diesen Lehrgang ebenfalls zu besuchen, durch meinen Kopf, und das, obwohl ich mich im alten Verein nirgendwo als Trainer sehen konnte, aber da war die faszinierende Möglichkeit, eine weitere Facette des Karate-Do kennen zu lernen.

Der Lehrgang findet nur einmal im Jahr statt und beginnt am Anfang eines Jahres, ich hatte also noch genügend Zeit, mit dieser Idee schwanger zu gehen und zu ergründen, wie ernst mir die Angelegenheit wirklich war.
Irgendwann mußte ich mich dann entscheiden, gut, ich wollte es wissen und füllte die Anmeldung aus.

 

 

Der erste Lehrgangsteil am 15. und 16. Februar

Die Ausbildung verteilte sich über 6 Wochenenden von Februar bis November.

Der erste Termin war der 15./16. Februar 2014.
Unser Womo ist nicht besonders wintertauglich und wurde deshalb mit einem Saisonkennzeichen versehen, welches die Monate Dezember bis Februar ausschließt. Aus diesem Grund trat ich am Freitag den 14. Februar mit meinem kleinen Smart die lange Reise an.
Mein Ziel war das Privat-Dôjô der Familie Hinterweller, in deren Haus in Koblenz (Meister Hinterweller ist Leiter des Karate Dôjô Koblenz-Lahnstein)
Familie Hinterweller bot uns selbstlos ihr Dôjô zum Übernachten an, wurde uns doch von irgendwelchen Behörden nicht erlaubt, in der Sporthalle zu übernachten. Da der Lehrgang am Samstag schon um 10:00 Uhr begann und weite Anreisen zu bewältigen waren, wäre als Alternative nur eine teure Übernachtung in einem Hotel geblieben.

In der Nacht vom Freitag auf den Samstag waren wir gerade drei Personen, die von diesem Angebot Gebrauch machten.

 

 

Die anderen Kursteilnehmer trafen nacheinander am Samstag Morgen ein, zum Teil reisten sie in kleinen Gruppen an, die sich schon kannten, mir waren sie alle fremd, aber durch den gemeinsamen Nenner “Karate” fanden wir schnell und unkompliziert zueinander.

 

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Das Ausbilder-Team, von links nach rechts:

Referent für Ausbildungs- und Prüfungswesen Rolf Hecking, DJKB-Instructor Toribio Osterkamp,
Diplom-Psychologin Tina Bientzle, Bernd Hinschberger und Anika Lapp.

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Nach der Begrüßung durch Rolf Hecking und seinem Team und einer Übersicht über den Aufbau der Lehrgänge, war, wie bei jedem Lehrgang üblich, erst einmal Aufwärmen angesagt, allerdings stand diesmal die nur theoretische Seite dieser Übung im Vordergrund, was aber nicht bedeutete, dass die Praxis ganz außen vor war..
Uns wurde eine auch für Kinder spannende Methode des Trainings der Hüfte gezeigt: Das Schinkenrennen!

 

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Die Aufgabe bestand darin, nur durch Einsatz der Hüfte sich auf dem Allerwertesten vorwärts zu “robben”, und das eben möglichst schnell. Wie man sieht, kann man damit auch große Kinder begeistern.

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Am Ende der Stunde durften wir die Gis anlegen, und ab ging es in die Sporthalle zum aktiven Teil des Tages.
Der Lehrgang ist ein guter Mix aus Theorie und Praxis, wobei im praktischen Teil zum einen die vorher im Theorie-Unterricht gelernten Prinzipien geübt wurden, ein guter Teil des vergossenen Schweißes war aber dafür gedacht, das eigene Karate ein weiteres Stück nach vorne zu bringen.

Wer mag, kann an einem kleinen Quiz teilnehmen.
Was glaubt ihr, kommt dabei raus, wenn man folgende Zutaten mischt:

  • Theorie - Konditionstraining
  • Praxis (s.o.)
  • Aufgabe, das eigene Karate zu verbessern
  • Osterkamp Sensei

Nun?  -  Genau !!   (Es war super)

 

 

Der erste Tag ging zu Ende und wir trennten uns auf in jene, die in einem Hotel oder einer Pension übernachteten und jene, die im Dôjô der Familie Hinterweller übernachteten.

Die zweite Gruppe bestand aus stolzen 20 Personen, und wenn auch das private Dôjô wirklich stattlich Ausmaße hatte, für 20 liegende Personen war es gerade noch ausreichend.

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Als ich die vielen jungen, temperamentvollen Karateka sah, die, wie in einem Puzzle, ihre Schlafsäcke aneinander andockten, dachte ich so für mich: Das könnte eine unruhige Nacht werden.

Aber ich wurde beschämend eines Besseren belehrt.

Beinahe pünktlich, um kurz nach 22 Uhr, wurde das Licht ausgeschaltet und die wenigen noch umherirrenden Sätze verklangen, da vernahm ich, wohl von einer Person in einem eng verschnürten Schlafsack:

“Jetzt schlafe ich, und wenn ich morgen aufwache, bin ich ein Schmetterling”

Danach war absolute Ruhe!

 

 

 

Der Sonntag

Wer am Sonntag Abend früher zu Hause sein möchte, muss morgens früher anfangen.
Das war wohl die Idee hinter der früheren ersten Stunde, Sonntags begann der Unterricht um 09:00 Uhr.
 Ausnahmsweise waren wir einmal schneller, als der Meister mit der Schlüsselgewalt, aber das bißchen Warten an der frischen Luft hat nicht wirklich geschadet..

 

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Nach dem verspäteten Einlass hatten wir immer noch genügend Zeit, uns dem reichhaltigen Angebot des Frühstücksbuffets gebührend zu widmen.

An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an Theo Schmitz vom Karate Dôjô Koblenz-Lahnstein, der jeden Tag vom frühen Morgen bis zum Ende des Lehrganges am Abend präsent war, um uns den Tag über mit preisgünstiger Verpflegung in Form eines überbordenden Buffets zu versorgen!

                                        (Der gute Geist im Hintergrund)

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An dieser Stelle blende ich mich als Berichterstatter vorerst wieder aus, denn es galt dem weiteren Verlauf des Lehrganges (dem Sonntag, dem 2ten, 3ten, 4ten und 5ten weiteren Wochenende) meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

Ende Teil 1


“Eins, zwei, drei
im Sauseschritt,
läuft die Zeit,
wir laufen mit”

(Wilhelm Busch)


 

 

Der sechste und letzte Lehrgangsteil (die Prüfung) am 1. November

Ich finde den Spruch von Wilhelm Busch ganz schön herb.
Wie oft höre ich uns sagen, die Zeit vergehe wie im Flug, oder sie laufe uns davon, wer denkt in diesen Augenblicken schon daran, dass wir mitlaufen, wir sind es, die im Fluge vergehen.

Nein - ich habe nicht meinen “Moralischen”, ich bemerke nur wieder einmal, wie schnell eines meiner Jahre vergangen ist.
Vor kurzem, im Februar, schien die Prüfung des Trainer-Lehrganges noch ewig weit weg, jetzt liegt sie hinter mir.

Aber der Reihe nach.

 

Die letzten Wochen standen ganz im Zeichen des Endspurts, als Abendlektüre hielt ich stets den dicken Schinken von Lehrgangshandbuch in Händen, ich habe diesen Wälzer mehrmals von vorn bis hinten durchgelesen und dabei wahre Schätze entdeckt, so z.B. das Kapitel (Technik-) Kombinationen, mit 71. interessanten Kombinationen, die hin und wieder eingestreut ein Training interessanter gestalten helfen. Hier ein Beispiel:

Zitat:
v mit Gyaku-Kizami-Zuki/ Gyaku-Zuki/ Schrittwechsel (Kiri-Gaeshi) mit Uraken/ Gyku-Zuki/ r Uchi-Uke in Kk/ Yoko-Enpi/ Kagi-Zuki in Kb/ Gyaku-Zuki in Zk

 

Die anstehende Prüfung warf ihre Schatten, oder besser ihr Licht, auch auf das Karate-Training im Verein. Um meine Ausarbeitung einer Trainingseinheit in der Praxis zu überprüfen, durfte ich 3 Trainingseinheiten der Unterstufe leiten. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten für ihre Unterstützung bedanken, mussten sie doch einem Training beiwohnen, welches für Teilnehmer am Ende eines Anfänger-Kurses geplant war.

Und dieser Dank schließt ganz besonders unseren Vorstand Michael Pfäffle ein, der als gestandener Schwarzgurt das Training zum Erwerb des Gelbgurtes mitmachte, nur um mir danach gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg geben zu können.

Ebenfalls wertvolle Unterstützung bekam ich von Wolfgang Oswald, der als langjähriger Trainer (Karate seit 1982) mit einer Fülle guter Tips aufwarten konnte.

(und überhaupt, ich finde den ganzen Verein Spitze!)

 

Ich war also gut vorbereitet, als ich am Freitag den 31. Oktober frohen Mutes gen Koblenz fuhr.

Auf “meinem” Parkplatz innerhalb des Geländes des Sportgymnasiums wurde das Womo in den Camping-Zustand versetzt und vor dem Schlafengehen der Kopf nochmals mit verschiedenen Daten gefüttert, die er, bitteschön, während meines Schlafes richtig zu verarbeiten hatte.

 

 

Der Samstag, der Tag der Wahrheit

Der frühmorgendliche Blick aus dem Fenster lies mich denken: Trübe Aussichten.
Morgennebel unterstrich die herbstliche Stimmung,

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in den Hallen dagegen waren lauter muntere und klare Köpfe dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen.

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Die Atmosphäre war leicht gespannt, die vorhandene Nervosität verriet sich in der auffällig zur Schau getragenen Coolness.

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Obwohl, ich glaube Edgar war wirklich gut drauf.

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“Jungs, das wird nichts, so ist das zu dunkel”

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“Jau, so rum isses besser!”

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Die letzte Reihe war besonders zuversichtlich!

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Bernd als Pädagoge machte sich seine eigenen Gedanken, es muss ihm gefallen haben, was er so sah.

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Kurze Zeit später wurden die Prüfungsbögen ausgegeben.
Rolf hatte noch einige Erläuterungen parat, für den Fall, dass man zu den Fragen Fragen hatte, darauf folgte eine lang anhaltende Stille .....

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..........
..........
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Fertig!

Die theoretische Prüfung lag hinter uns

 

 

Der schlimmste Teil der Prüfung war geschafft, schlimm deshalb, weil keiner von uns wusste, welcher Art die gestellten Fragen waren. Von befragten ehemaligen Absolventen des Kurses erhielt man als Antwort nur ein Lächeln, na gut, dann werde ich, falls gefragt, ebenfalls kalt lächelnd schweigen.

Der wichtigere Teil aber stand noch aus.
Uns wurde noch einmal der Modus der praktischen Prüfung erläutert.

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Wir waren 30 Prüflinge, jeder durfte eine Lehrprobe von 10 Minuten halten. Damit eine ausreichend große Gruppe für die zu zeigenden Trainings zur Verfügung stand, waren immer 2/3 von uns in Aktion, das dritte Drittel hatte Pause.
Jeder war also zwanzig Mal für zehn Minuten (fast 3.5 Stunden) im Einsatz, nicht schlecht.

 

Entsprechend instruiert wechselten wir in die Sporthalle, während dessen schon fleißig an der Auswertung der theoretischen Prüfung gearbeitet wurde.

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In der Sporthalle waren die Vorbereitungen abgeschlossen.
Die Jury zur Bewertung der Lehrprobe setzte sich zusammen aus
(von links nach rechts) Bernd Hinschberger, Toribio Osterkamp, Rolf Hecking und (nicht im Bild) Anika Lapp.

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Durch die kurzen und intensiven Einsätze (die Lehrprobe enthielt logischer Weise nicht die Aufwärmphase) und die dazwischenliegenden Pausen war es besonders wichtig, dass man sich selbst warm und beweglich hielt.

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Ein positiver Nebeneffekt dieser Vorgehensweise: es war nicht nur Prüfung, sondern ein interessantes Karate-Training, mit vielen unterschiedlichen Trainern.

 

Um 19:30 Uhr hatte auch der letzte Prüfling die Prozedur überstanden. Es war ein hartes Stück Arbeit, und das gilt sicherlich auch für die Jury, die nach jeder Lehrprobe nicht nur die Noten vergab, sondern mit jedem Prüfling in einem kurzes Gespräch die gezeigte Leistung bewertete.

 

Zum letzten Mal hieß es: Aufstellung, zum Empfang der Urkunden.

Rolf Hecking hielt eine kurze Ansprache, in welcher er betonte, dass die Ergebnisse der Prüfung für jeden von uns als ein Indikator für mögliche Verbesserungen diene, aber auch für ihn von Bedeutung seien, um zu erkennen, bei welchen Themen die Ausbildung selbst auf Verbesserung hin überarbeitet werden könne.

Unter Applaus nahmen alle Prüflinge nach namentlichem Aufruf ihre Urkunde zur bestandenen Prüfung entgegen.

 

Als letzter Akt hieß es schließlich: Aufstellung zum Gruppenbild.
Dieses soll in der nächsten Ausgabe des JKA Magazins erscheinen.

Beim Aufstellen zur Gruppenaufnahme zeigten die Gesichter deutlich die Freude über die überstandene Anstrengung.

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Für die Mühe, die sich unsere Trainer mit uns machten, haben wir uns mit einem kleine Präsent bedankt.

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Tja, nun hieß es Abschied nehmen und die vielen Umarmungen wollten gar kein Ende nehmen.
Aber, wenn wir die uns gegenseitig gegebenen Versprechen halten, dann sehen wir uns nächstes Jahr, beim dem Lehrgangs-Wochenende Nummer 5, wieder!

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(Zum Bild in hoher Auflösung geht es hier)

 

 


Epilog

Ich bin wirklich froh, diesen Lehrgang absolviert zu haben.
Rolf Hecking meinte am Anfang einmal, wir würden durch diesen Lehrgang unsere Unschuld verlieren, weil wir danach ein Training mit anderen Augen sähen, und wir würden bei jedem Trainer kleine Fehler sehen, denn Fehler macht jeder.

Das stimmt sicher.
Aber auf der anderen Seite verstehe ich jetzt auch Formen eines Trainings, bei denen ich mich bisher fragte, für was diese denn gut seien, und für mich als kopfbetonten kritischen Menschen ist das eine große Hilfe.
 

Ich kann diesen Lehrgang all jenen uneingeschränkt empfehlen, die sich in der Zukunft vor die Aufgabe gestellt sehen, in einem Dôjô regelmäßig ein Training zu leiten.
Aber auch für jene, die glauben schon alles zu können, wäre es in dem einen oder anderen Fall ebenfalls eine Möglichkeit sich zu verbessern.

Jetzt bleibt noch die Frage, was mich an diesem Lehrgang besonders beeindruckt hat.
Die Antwort fällt mir leicht:

Es gab Schwarzgurte (die Trainer) und sonst nur Weißgurte (der Rest der Mannschaft). Ich hätte nicht gedacht, dass das Ausblenden der unterschiedlichen Graduierungen solch einen großen Unterschied macht.
Wenn ich z.B. in einem normale Lehrgang beim Kumite meinem Partner gegenüber stehe, bleibe ich durch dessen Gürtelfarbe nicht unbeeindruckt. Auf dem Trainerlehrgang gab es unter den Teilnehmern eine breite Streuung der Stufen, bis hin zum zweiten Dan.
Aber wenn die Stufe nicht mehr an der Kleidung zu ersehen ist, rücken die Menschen selbst, die in diesen Kleidern stecken, wieder mehr in den Blickpunkt.

 

 

         Der Nebel lichtet sich.

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Oss!
Günther


Weitere Bilder

 

Vorbereitung zur nächsten Lehrprobe

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Da Anika mit in Koblenz war, wurde das von ihr betreute Kadertraining ebenfalls nach Koblenz verlegt, dadurch hatten wir unerwarteten Besuch.
 

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Sarah brachte Farbe in’s Spiel

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