Wildsaulehrgang

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Kata-Intensiv alias Wildsaulehrgang

Karlsruhe - Neureut  15. bis 16. November 2014

mit

Herbert Perchtold und Udo Neubert-Fritz

 

Lehrgänge teile ich in verschiedene Kategorien ein, ohne dabei der einen oder anderen Kategorie eine bevorzugte Stellung einzuräumen, sie fühlen sich einfach unterschiedlich an.
Der “Wildsaulehrgang” gehört dabei zur Klasse  “Lernen, sich anstrengen und trotzdem wie zu Hause fühlen”.

Das fängt schon beim Eintreffen am Lehrgangsort an, viele bekannte Gesichter, eine lockere Stimmung und die Vorfreude auf anspruchsvolle drei Trainingseinheiten, und natürlich läuft einem bei der Vorstellung des Abendbuffets schon da das Wasser im Munde zusammen.

Der Schwerpunkt des Lehrganges liegt auf einer einzelnen Kata, für die Unterstufe war es diesmal die Tekki Shodan, für die Mittelstufe die Empi und die Oberstufe (1. Kyu aufwärts) durfte nach den Wolken greifen (Unsu).

 Meister Perchtold versprühte gute Laune und hatte für jeden ein offenes Ohr.

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Volker war auch schon anwesend, ich hätte ihn beinahe (aber auch nur beinahe) nicht erkannt.
(Genau, der kurze Bart ist daran schuld)

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Schlimm finde ich immer das üppig gestaltete Frühstücksbuffet, so kurz vor dem ersten Training findet hier der erste Standhaftigkeits-Test statt.

Die “Kids” durften diesmal besonders leiden, denn ich bin sicher, dieser Kuchen übte eine enorme Anziehungskraft auf das angedachte Klientel aus.

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Wie gut, dass es bis zum ersten Training nicht mehr allzu lange dauerte, die Oberstufe hatte noch Pause und konnte zuschauen.

 

 

Mit den Augen stehlen

Meister Udo übernahm die Unterstufe und Herbert widmete sich der Mittelstufe.
Das Aufwärmtraining vertrieb rasch die letzten Reste der Samstag-Morgen-Müdigkeit.

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Im Anschluß ging es gleich gut zur Sache.
Meister Perchtold verlangte im Kihon einen betonten Hüfteinsatz, unterschieden in “kleine Hüfte” und “große Hüfte”.

Das sah zum Beispiel so aus:

Im Heiko Datschi waren Choku Zukis auszuführen

    mit der rechten Faust nach schräg links

    Ren Zuki nach vorn

    mit der linken Faust schräg nach rechts

    Ren Zuki nach vorn

    mit der rechten Faust schräg nach rechts

    mit der linken Faust schräg nach links

    mit Rechts Mae Te Zuki

 

 

 

 

 

und nun das Ganze seitenverkehrt, also

    mit der linken Faust nach schräg rechts

    Ren Zuki nach vorn

    mit der rechten Faust schräg nach links

    Ren Zuki nach vorn

    mit der linken Faust schräg nach links

    mit der rechten Faust schräg nach rechts

    mit Links Mae Te Zuki

 

 

 

 

 

Die Hüfte definierte Meister Perchtold wie folgt:

    kleine Hüfte bedeutet

    normaler Hüfteinsatz mit der Bewegung (wie z.B. beim Soto Uke)

    großer Hüfte bedeutet

    zuerst eine Art Ausholbewegung der Hüfte in der Richtung der Technik, dann aber zur Erreichung der Kimme eine entgegengesetzte Bewegung der Hüfte (wie z.B. beim Shuto Uke)

     

     

 

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Das Prinzip Hüfte wurde weiter trainiert, hier z.B. mit Teisho Uke im Sanchin Datchi

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Entsprechend vorbereitet wurde die Kata Empi angegangen. Eine charakteristische Technik dieser Kata ist der Jodan Age Zuki.

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gefolgt von Tsukami Jose, Hiza Geri mit Suri Ashi.

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Die Wendung (nach dem Gedan Zuki - Jodan Nagashi Uke im Kosa Dachi) in den Gedan Barai ist eine weitere Technikfolge der Kata, die zu interessanten Bunkai Varianten verleitet.

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Allerdings scheint Herbert Perchtold mit der Ausführung noch nicht zufrieden zu sein.

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Er ermahnte die Karateka, bei der Wendung auf der Ferse nach vorn zu drehen und nicht auf dem Ballen nach hinten ausweichen.

Also, “Standbein belasten ...

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... und Standbein benutzen!”

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Nach dem Einüben des Ablaufes sowie dem Feilen an kritischen Stellen der Kata versprach es spannend zu werden.
Im Bunkai übte die Mittelstufe mögliche Interpretationen der Kata Empi.

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Teilweise ging es heftig zur Sache und jedem wurde schnell klar, dass Karate etwas mit kämpfen zu tun hat.

Beispiel:
Nach dem Jodan Age Zuki wird der Haarschopf ergriffen...

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... gefolgt von einem Hiza Geri (wie man sieht, wurde der Partner geschont, es wurde nicht an den Haaren gezogen),

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anschließend wurde, tief in den Partner eintauchend, der Gedan Barai auf die Oberschenkel-Innenseite oder in den Schritt plaziert.

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Den in der Kata folgenden Gedan Barai nach vorn kann man als Wurf interpretieren.

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Trainieren und Schwitzen muss etwas ganz tolles sein, macht doch schon das Zuschauen einen Riesenspass!

Aus diesem Grunde registrierte die Oberstufe mit Freude das Ende der ersten Trainingseinheit, endlich durften wir selbst ran.

 

 

 

Samstag, 1. Training

Der Anfang unserer Einheit glich der eben beobachteten, Kihon mit betontem Hüfteinsatz.
Als Kata stand für uns Unsu auf dem Lehrplan. Bei der Frage, wer den Ablauf der Kata nicht kennt, erhoben sich nur sehr wenige Finger, immerhin war ich nicht der Einzige.
Wenn man die Zusammensetzung der Oberstufe berücksichtigt (die Träger des schwarzen Gürtels dominierten eindeutig), war das Ergebnis der Abstimmung wenig verwunderlich.

Die verbliebene Zeit unserer ersten Trainingseinheit wurde dazu benutzt, um uns den Ablauf der Kata zu vermitteln.
Die Unsu faszinierte und überforderte mich gleichermaßen.
Sie ist etwas für alte, erfahrene Meister, die gleichzeitig noch jugendlich fit geblieben sind.

Die Faszination machen für mich die vielen ungewöhnlichen Techniken aus, in besonderer Erinnerung blieben mir:

  • Chudan Morote Keito Uke (keine Ausholbewegung sondern ein Block)
  • Schrittwechsel von Neko Ashi dachi mit Ashi Barai in Neko Ashi dachi
  • Kawashi Mawashi Geri
  • Aufstehen mit Chudan Morote Age Teisho Uke
  • Jodan Mae geri, ohne Absetzen Drehung um 180° mit Soto Uke und Sagi Ashi Dachi
  • Der Sprung: Mikazuki Tobi Geri - Ushiro Tobi Geri

 

 

 

Samstag, 2. Training

Die zweite Lerneinheit stand ganz im Zeichen von Bukai.

Meister Perchtold ließ uns besonders intensiv die Kawashi Geris üben. Der erste Mawashi Geri wurde Chudan getreten, der zweite wurde als Beinschere mit anschließendem Tritt in Richtung Rücken/Genick des liegenden Gegners interpretiert.
Wir übten diese Sequenz so oft, dass alleine das schnelle Wiederausfstehen ein kleines Konditionstraining für sich darstellte.

Vollgepackt mit vielen neuen Bewegungsabläufen verging die Trainingsstunde schneller, als mir lieb war.

 

 

 

Samstag Abend

Der Samstag Abend ist jener Teil, der diesem besonderen Lehrgang den Namen Wildsau-Lehrgang verlieh.
Um die Zeit herum, in welcher der Lehrgang angesetzt wird, feiern Günther Groß und Martin Fischer einen Ehrentag und sponsern das Abendbuffet, so dass für wenige Euronen Pauschalpreis an einer Party der Sonderklasse teilgenommen werden kann.

Es begann mit Freibier,

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und Champagner Sangria

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währenddessen das Buffet aufgebaut wurde.

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Martin hielt eine kurze Rede und eröffnete das Buffet.

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Neben vielerlei Salaten, Spinat im Blätterteig, Kartoffel Gratin und Putenbraten gab als besonderen Leckerbissen eine köstlich zubereitete Wildsau.

Vor lauter Genießen habe ich mich beinahe zu spät auf’s Knipsen besonnen.

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Und als ob der Nachschlag, den ich mir gönnte, nicht genug gewesen wäre, erschienen auf dem Buffet bisher versteckte Nachspeisen, zum Glück gab es danach noch einen Schnaps!

 

Es war wieder einmal ein gelungener Abend, gegen später gesellte sich noch Günther Groß (der “Koch”) an unseren Tisch,

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und so erfuhr ich dann, dass er sich mit “h” schreibt und dass seine Frau Karin heißt.
Ein weiterer Grund zum Anstoßen war gefunden!

 

 

 

Sonntag

Das Training am Sonntag wurde etwas vorverlegt, auf 10 Uhr, immer noch genug Zeit für Karin und mich zum Ausschlafen.

Es begann mit einer kleinen Überraschung, statt weiter an der Unsu zu arbeiten, durften wir verschiedenen Bunkai Anwendungen die Sochin betreffend einstudieren.

 

 

 

Fazit

Danke an alle Beteiligten, die diesen Lehrgang ermöglicht haben.
Er hat ein ganz besonderes Flair und mittlerweile eine neunjährige Geschichte.

Nächstes Jahr (2015) feiert er sein 10-jähriges Jubiläum, und wenn es irgendwie geht, werden wir wieder mit dabei sein.

 

Oss!
Günther


Weitere Bilder

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